KLEINES PROJEKTIONSTEXTILIEN-ABC

In Theater- und Opernhäusern und im Rahmen von großen Events werden häufig Tülle und semitransparente Nesselmaterialien eingesetzt, um spannende, optische Effekte zu kreieren. Semitransparente Materialien können blickdicht sein und im nächsten Moment völlig transparent erscheinen, je nach Beleuchtungssituation.

Je feiner der verwendete Faden und je dichter das jeweilige Gewebe, desto intensiver kann diese Trennung zwischen offen und geschlossen wechseln. Ist die Szenerie hinter dem Tüll oder Nesselgewebe erleuchtet, während das Gewebe selbst dunkel bleibt, erscheint es fast durchsichtig. Ist dagegen der Tüll oder Nesselstoff von vorne beleuchtet und die Szenerie dahinter dunkler oder zumindest nicht heller, erscheint der Tüll oder der Nesselstoff wie eine fast geschlossene Fläche.

Besonders effektvoll lässt sich dies mit kontrastreichen Projektionen ausnutzen. An hellen Stellen materialisiert sich die Projektion im Raum, während die dunklen Stellen den Blick auf den Raum hinter dem Stoff freigeben.

Die Stärke des Effektes hängt von zahlreichen Faktoren ab:

Moiré-Effekt bei Tüllen

Die meisten Projektoren erzeugen bei ungünstigen Größenverhältnissen Moiré-Effekte auf den Tüllen. Meistens treten diese Moiré-Effekte aber bei geringen Abständen oder einer sehr hohen Auflösung auf. Hier sind vorherige Tests anzuraten.

Montage von Projektionstextilien

Neben der korrekten Faserrichtung und möglichst wenig sichtbaren Nähten ist vor allem die Montage für die Bildqualität entscheidend. Schräge Faserverläufe oder unregelmäßige Dehnungen des Gewebes führen ebenso zu einem inkonsistenten Bild wie Faltenwürfe oder Materialveränderungen durch unsachgemäße Behandlung oder Lagerung. Kleinste Veränderungen in der Faserstruktur wie Feuchtigkeit oder Druckstellen können die Qualität des Bildes ebenfalls erheblich beeinflussen.

Sichtbarkeit des Materials

Der Betrachtungsabstand und die Maschenweite eines Gewebes bestimmen, wie sichtbar ein Material ist

  1. Ein engmaschiges Gewebe ermöglicht eine bessere Projektion, der Hintergrund verschwindet fast ganz, das Gewebe ist allerdings auch im nicht projizierten Zustand gut sichtbar und der Effekt leichter durchschaubar.
  2. Ein weitmaschiges Gewebe hat schlechtere Projektionseigenschaften und wirkt auch bei starken Lichtgegensätzen nicht geschlossen.
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Webarten

  1. Erbstülle sind durch ihr wabenförmiges Webmuster sehr transparent und nehmen weniger Projektionslicht auf, erlauben aber einen besseren Kontakt zwischen Betrachter und dahinter liegender Szenerie. Zu beachten ist allerdings, dass Erbstülle sehr instabil sind und zum Taillieren neigen. Bei Portalschleiern werden die Seiten meist in Seilen geführt, im hinteren Bereich der Bühne werden die Seiten häufig kaschiert bzw. mit einem seitlichen Schal links und rechts verdeckt.
  2. Gobelintülle bieten dem Licht mehr Faserfläche und bilden somit die Projektion besser ab. Allerdings sind sie als Gewebe im Raum durch ihre Dichte immer wahrnehmbar. Die so erzielte Trennung zwischen Zuschauer und Szene kann erwünscht sein, sollte aber auf jeden Fall bedacht werden. Die Gobelintülle zeichnen sich im Vergleich zu den Erbstüllen durch eine höhere Formstabilität aus, sodass im Raum frei hängende Tülle zumeist Gobelintülle sind.
  3. Neben den Erbs- und Gobelintüllen sind auch Feintülle verfügbar, die bei geringem Betrachtungsabstand die gleichen Effekte ermöglichen.
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Wirkung der Projektion

Die Helligkeit bzw. die Einfärbung eines Tülls ist für die Wirkung der Projektion entscheidend

  1. Ein weißer Tüll hat in einem dunklen Raum eine gute Projektionsqualität, geringeres Streulicht wird aber intensiv reflektiert und die Projektion sowie vor allem die Durchsicht maßgeblich beeinflusst.
  2. Ein schwarzer Tüll verschwindet im dunklen Raum fast völlig, die Projektionseigenschaften sind dafür aber eingeschränkt und das Kontrastverhalten schlechter.
  3. Deshalb werden häufig graue Tülle eingesetzt, um bei akzeptablen Projektionseigenschaften die "Unsichtbarkeit" im Raum einigermaßen zu gewährleisten.
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